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Regeln für gesundes Älterwerden
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World Health Day 1999

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Startseite : 1999 Aktiv leben - gesund alt werden : Angebote : Regeln für gesundes Älterwerden

 Regeln für gesundes Älterwerden - 
Wissenschaftliche Grundlagen


Univ.Prof. Dr. Andreas Kruse

Zusammenfassung der leitenden Aussagen in der Expertise

Die gesundheitliche Situation im Alter ist in hohem Maße beeinflusst vom Gesundheitsverhalten des Menschen im gesamten Lebenslauf. Viele Erkrankungen im Alter - zum Beispiel Herz-Kreislauf-Erkrankungen - könnten vermieden, hinausgeschoben oder in ihrer Symptomatik gelindert werden, wenn Menschen auch in früheren Lebensaltern gesundheitsbewusst gelebt hätten und/oder wenn rechtzeitig auf eingetretene Risikofaktoren (wie zum Beispiel Stoffwechselerkrankungen) eingewirkt worden wäre.

Aufgrund der Bedeutung des Lebensstils für Gesundheit im Alter sind präventive Maßnahmen weiter auszubauen. Zu diesen Maßnahmen gehört die Aufklärung des Menschen über mögliche Einflüsse seines in früheren Lebensabschnitten ausgebildeten Lebensstils auf Gesundheit, Selbständigkeit und Aktivität im Alter.

Daneben sind die Lebensbedingungen des Menschen in den verschiedenen Phasen der Entwicklung für Gesundheit im Alter entscheidend. Die Tatsache, dass Zusammenhänge zwischen Schichtzugehörigkeit und Gesundheitszustand im Alter bestehen - und zwar in dem Sinne, dass Menschen aus unteren sozialen Schichten im Durchschnitt an einer höheren Anzahl von Krankheiten leiden als Menschen aus mittleren und oberen sozialen Schichten - weist auf die Bedeutung der Lebensbedingungen für Gesundheit im Alter hin. Ernährungsbedingungen, Wohnbedingungen, Bildungsstand, Art des ausgeübten Berufs (sind Menschen Schadstoffen oder dysfunktionalen Bewegungsabläufen ausgesetzt oder nicht?) stellen Merkmale der sozialen Schicht dar, die sich auf Gesundheit im Alter auswirken. Damit wird auch deutlich, dass nicht nur die Person, sondern auch unsere Gesellschaft Einfluss darauf ausübt, inwieweit ein Altwerden in Gesundheit und Selbständigkeit sowie bei Aktivität möglich ist.

Die heutigen älteren Generationen zeigen im Vergleich zu den älteren Generationen in der Vergangenheit einen im Durchschnitt deutlich besseren Gesundheitszustand sowie eine höhere Selbständigkeit im Alltag. Der größte Teil der älteren Menschen führt ein selbständiges Leben; allerdings nimmt das Risiko der Hilfsbedürftigkeit oder der Pflegebedürftigkeit im hohen Alter (d.h. ab dem neunten Lebensjahrzehnt) erkennbar zu. Die Tatsache, dass in den heutigen älteren Generationen eine im Durchschnitt bessere Gesundheit und höhere Selbständigkeit erkennbar ist, lässt sich auf mehrere Faktoren zurückführen: auf die verbesserte medizinische Behandlung (zu der auch die Vorsorgemaßnahmen gehören) in den verschiedenen Phasen des Lebenslaufs, auf verbesserte Ernährungsbedingungen, auf den Rückgang jener beruflichen Tätigkeiten, die mit hohen (dysfunktionalen) körperlichen Belastungen verbunden sind, auf verbesserte Wohnbedingungen sowie auf einen höheren Bildungsstand mit seinen positiven Auswirkungen auf gesundheitsbewusstes Verhalten.

Gesundes Alterwerden wird heute vor allem im Sinne einer aktiven Lebensgestaltung interpretiert. Unter aktiver Lebensgestaltung ist dabei ein selbständiges, selbstverantwortliches und mitverantwortliches (sozial-partizipatives) Leben zu verstehen. Das hohe Engagement älterer Menschen für Angehörige, für Nachbarn, in Vereinen sowie im Ehrenamt macht deutlich, dass diese aktive Lebensgestaltung (in der Gerontologie auch umschrieben mit ,,produktivem Alter") heute von vielen älteren Menschen verwirklicht wird und diesen Menschen auch ein Bedürfnis ist. Die sich bietenden Möglichkeiten eines produktiven Lebens im Alter bilden einen bedeutenden Einflussfaktor des Wohlbefindens und damit der psychischen Gesundheit.

Die aktive Lebensgestaltung ist erstens an Fähigkeiten, Fertigkeiten und Interessen des Menschen gebunden, zweitens an die materielle und soziale Sicherung, drittens an die Gestaltung der räumlichem, sozialen und infrastrukturellen Umwelt, viertens an die Einstellung der Gesellschaft gegenüber Alter und älteren Menschen.

Durch körperliche, seelisch-geistige und soziale Aktivität trägt der Mensch bis ins hohe Alter zur Erhaltung der Fähigkeiten, Fertigkeiten und Interessen bei. Aus diesem Grunde wird die Aufrechterhaltung der (persönlich sinnerfüllten) Aktivität und die darin zum Ausdruck kommende Nutzung der "späten Freiheit im Alter" als ein bedeutender persönlicher Beitrag zur Kompetenz im Alter gewertet. Materielle und soziale Sicherung ist für das Lebensgefühl älterer Menschen zentral und übt über dieses Merkmal Einfluss auf die körperliche, seelisch-geistige und soziale Aktivität aus. Die Gestaltung der Umwelt ist zum einen für Mobilität und soziale Integration bedeutsam, zum anderen gibt sie Anregungen zur Aktivität - zu nennen sind zum Beispiel Bildungseinrichtungen oder Institutionen, die ehrenamtliche Tätigkeiten ermöglichen. Die Einstellung der Gesellschaft ist insofern für ein aktives Leben im Alter von Bedeutung, als sie sich auf das Lebensgefühl sowie auf die Bereitschaft, sich für die Gesellschaft zu engagieren, auswirkt. In dem Maße, in dem die Gesellschaft die Erfahrungen und das Wissen älterer Menschen, also deren Daseinskompetenzen, als Humanvermögen begreift, regt sie zu ehrenamtlichem Engagement an.

Für das Verständnis der Gesundheit im Alter ist die Erkenntnis wichtig, dass durch Training seelisch-geistiger Fertigkeiten, durch Verhaltenstraining, durch Rehabilitation sowie durch aktivierende (mobilsierende) Pflege zur Aufrechterhaltung und Wiedergewinnung von Kompetenzen im Alter beigetragen wird. Das Veränderungspotential (in der Gerontologie wird auch von Plastizität und Rehabilitationspotential gesprochen) ist auch im Alter gegeben.


Schlussbemerkung und Bezugsmöglichkeit des Informationsmaterials

Die wissenschaftlichen Grundlagen der "Regeln für gesundes Älterwerden" wurden von Prof. Dr. Andreas Kruse, Direktor des Instituts für Gerontologie der Universität Heidelberg, im Auftrag der Bundesvereinigung für Gesundheit e.V. anlässlich des Weltgesundheitstages 1999 entwickelt. Die Bundesvereinigung für Gesundheit e.V. wird gefördert vom Bundesministerium für Gesundheit.