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World Health Day 2003

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Startseite : 2003 Kinder und Umwelt : zentrale Veranstaltung : Programm : Kinder, Umwelt und Gesundheit

zurück Kindergesundheit braucht gesunde Umwelt- und Lebensbedingungen

Ulla SchmidtUlla Schmidt, 
Bundesministerin für Gesundheit und Soziale Sicherung


"Kinder und Jugendliche reagieren auf viele Umwelteinflüsse besonders empfindlich und können sich manchen Belastungssituationen schwerer entziehen. Wir stehen in der Verantwortung für eine nachhaltige Gesundheits- und Umweltpolitik, die mit der Verbesserung der Umwelt- und Lebensbedingungen für Kinder und Jugendliche beginnen muss. Dies wird nur durch gemeinsame Aktivitäten der Verantwortlichen zu erreichen sein. Wir alle müssen gemeinsam daran arbeiten, dass die Startbedingungen für die nächste Generation so sind, dass Kinder in guter Gesundheit aufwachsen und leben können.
Gesunde Umwelt heißt aber nicht nur, Gesundheitsrisiken bei den physikalischen Umweltaspekten zu vermeiden, sondern auch die Gesundheit durch entsprechende Lebensstile zu fördern, soziale Aspekte einzubeziehen und soziale Ungleichheit abzubauen.
Soziale Ungleichheit ist die Ursache für verminderte Gesundheitschancen. Kinder aus armen Familien weisen ein ungünstigeres Gesundheitsverhalten auf, haben öfter grobmotorische Koordinations- und Sprachstörungen und brauchen häufiger eine Frühförderung. Sie nehmen seltener an den Früherkennungsuntersuchungen teil und die Durchimpfungsraten sind niedriger. Das muss anders werden. Deshalb gibt es in meinem Ministerium die Arbeitsgruppe Armut und Gesundheit. Expertinnen und Experten aus Praxis und Wissenschaft arbeiten mit Vertreterinnen und Vertretern der Krankenkassen, der Ärzteschaft und der Bundes- und Länderministerien zusammen. Die Gruppe erarbeitet zur Zeit ein Papier mit Empfehlungen an alle Politikebenen sowie Krankenkassen und Ärzteschaft.

Auch das Projekt "gesundheitsziele.de" meines Hauses beschäftigt sich mit dem Abbau sozial bedingter gesundheitlicher Chancenungleichheit. Nachdem die erste Pha-se des Projekts abgeschlossen ist, geht es nun an die gemeinsame Umsetzung. Einer der fünf im Abschlussbericht aufgeführten Zielbereiche ist die Verbesserung der Gesundheit im Kindes- und Jugendalter. Unter dem Motto "gesund aufwachsen" wird für die Bereiche Ernährung, Bewegung und Stressbewältigung aufgezeigt, welche Rahmenbedingungen für die Gesundheitsförderung in den Lebensumfeldern Kinder-tagesstätte, Schule, Familie und Freizeit erforderlich sind und welche Möglichkeiten es gibt, das Gesundheitsbewusstsein der Kinder und Jugendlichen zu stärken.

An diese Stärkung von Kindern und Jugendlichen knüpfen auch unsere Aktivitäten zur Prävention des Suchtmittelkonsums an. Sie hat zum Ziel, Kinder und Jugendliche möglichst frühzeitig zu erreichen und sie zu befähigen, nein zu Suchtmitteln zu sagen. Die Bundesregierung unterstützt und fördert daher verschiedene Maßnahmen, um die Lebenskompetenz von Kindern und Jugendlichen zu stärken, den Konsum und die durch ihn entstehenden gesundheitlichen Schäden zu reduzieren sowie die bessere Vernetzung von Maßnahmen der Jugendhilfe und der Suchtkrankenhilfe und die Ausgestaltung sozialer und umweltbezogener Faktoren, und der Entstehung von Suchtverhalten vorzubeugen.

Wirkungsvolle Prävention muss im Kindes- und Jugendalter beginnen. Denn ge-sundheitsfördernde Verhaltensweisen müssen früh eingeübt werden, damit sie dauerhaft wirken. Zahlreichen Erkrankungen im späteren Lebensalter kann so vorgebeugt werden. Das von mir im Sommer letzten Jahres ins Leben gerufene "Deutsche Forum Prävention und Gesundheitsförderung" hat dem mit der Einrichtung einer eigenen Arbeitsgruppe "Gesunde Kindergärten und Schulen" Rechnung getragen. Die Zahl der Mitgliedsverbände im Forum hat sich seit seiner Gründung auf über sechzig erhöht. Das bedeutet, dass nahezu alle für Prävention und Gesundheitsförderung relevanten Gruppierungen sich auf ein gemeinsames Ziel verpflichtet haben. Das ist in unserem Gesundheitswesen ein bisher einmaliger Vorgang. Deshalb bin ich überzeugt, dass das Forum einen entscheidenden Beitrag leisten wird, um die Prävention und Gesundheitsförderung in Deutschland grundlegend und nachhaltig zu stärken.

Wir brauchen in unserem Land eine breite Bewegung für Prävention und Gesundheitsförderung. Der Begriff "Prävention" muss für die Menschen positiv besetzt werden, sie sollen erkennen, dass ein Mehr an Prävention zunächst einmal ein Beitrag für ihre eigene Lebensqualität ist. Wir wollen in der Bevölkerung ein Bewusstsein für den individuellen Nutzen von Prävention wecken und zu gesundheitsgerechtem Verhalten und damit auch zu mehr Eigenverantwortung motivieren. Wenn alle Mitgliedsverbände des Deutschen Forums Prävention und Gesundheitsförderung in ihrem jeweils eigenen Zuständigkeitsbereich und in Kooperationen untereinander zu diesem Ziel aktiv beitragen, bin ich zuversichtlich, dass Prävention und Gesundheitsförderung einen ganz neuen Stellenwert in der Bevölkerung und in der Gesellschaft erhalten werden.

Damit werden wir die Etablierung von Prävention und Gesundheitsförderung als einer 4. Säule im Gesundheitswesen entscheidend voranbringen. Sie sollen den glei-chen Stellenwert erhalten wie Krankenbehandlung, Rehabilitation und Pflege. Das geht weit über die Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung hinaus und bündelt Ressourcen in der gesamten Gesellschaft. Aber auch in der gesetzlichen Krankenversicherung werden wir die Stärkung der Prävention und Gesundheitsförderung weiter ausbauen und neue Anreize setzen, damit Angebote zur Eigenverantwor-tung für die Gesundheit besser wahrgenommen werden. Die verschiedenen Maß-nahmen werden wir in einem Präventionsgesetz bündeln."


Maßnahmen zur Kindergesundheit

Bundesweiter Gesundheitssurvey für Kinder und Jugendliche

Wir wissen zu wenig über den Gesundheitszustand der Kinder und Jugendlichen. Dieses Wissen ist aber Voraussetzung für erfolgreiche Prävention. Deshalb werden im Rahmen des Gesundheitssurveys repräsentative Daten erhoben - die Pretests haben bereits erste Aufschlüsse über Impfschutz, Ernährungsverhalten, Rauchen, Alkohol- und Drogenkonsum, Bewegungsmangel und Übergewicht gegeben. Wenn diese Daten durch den Survey gesichert sind, ist damit die wichtigste Voraussetzung für maßgeschneiderte Präventionskonzepte geschaffen.


Verbesserung des Impfschutzes

Bei der Verhütung und Bekämpfung übertragbarer Krankheiten wurden bedeutende Erfolge erzielt. Die Kinderlähmung, an der früher jedes Jahr Zehntausende von Kindern erkrankten, konnte nach einer jahrelangen Impfkampagne europaweit völlig ausgerottet werden. Impfungen sind immer noch der wirksamste Schutz gegen die Ausbreitung von Infektionskrankheiten. Impfen im Kindesalter ist ein beschlossener Schwerpunkt des Programms gesundheitsziele.de. Die ständige Impfkommission aktualisiert im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit und Soziale Sicherung laufend die Impfempfehlungen anhand aktuellster wissenschaftlicher Erkenntnisse.


Ernährung

Bereits im Kindesalter werden Essgewohnheiten und Geschmacksvorlieben wesentlich geprägt, deshalb muss die Aufklärung über eine gesunde und ausgewogene Ernährung früh beginnen. Schätzungen gehen davon aus, dass 10 bis 20 Prozent aller Schulkinder und Jugendlichen übergewichtig sind. Die Gesundheitskampagne "Fünf am Tag", für die Bundessozialministerin Ulla Schmidt und Bundesverbraucherministerin Renate Künast gemeinsam die Schirmherrschaft übernommen haben, motiviert gezielt auch Kinder, mehr Obst und Gemüse zu essen. Bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung gibt es ein umfangreiches Sortiment von Aufklärungsmaterialien, Ausstellungen und Mit-Mach-Touren, um Kinder zu sensibilisieren, sich ausgewogen zu ernähren, sich ausreichend zu bewegen und mit Stress und Leistungsdruck positiv umzugehen. Ein gutes Beispiel ist die Kinderliedertour "Apfelklops & Co", die auch in diesem Jahr wieder in verschiedenen Städten gastiert und besonders Kinder und Jugendliche im Rahmen des Bundesmodellprogramms "Entwicklung und Chancen junger Menschen in sozialen Brennpunkten" anspricht.

Aktionsprogramm "Verhütung von Kinderunfällen"

Alle 18 Sekunden verletzt sich ein Kind so schwer, dass es einen Arzt aufsuchen muss. Nach Schätzungen von Wissenschaftlern werden bis zu zwei Millionen Kinder pro Jahr bei Unfällen verletzt. Viele dieser Unfälle, die vor allem im Haushalt passieren, wären vermeidbar. Erfahrungen aus anderen Ländern zeigen, dass - mit den entsprechenden Maßnahmen - die Zahl der Unfälle um bis zu 60 Prozent reduziert werden kann. Auf Initiative des Bundessozialministeriums haben sich die wichtigsten Akteure der freien Initiativen zur Prävention von Kinderunfällen zur "Bundesarbeitsgemeinschaft für Kindersicherheit" zusammengeschlossen. Solche Kooperationen sind notwendig zur Stärkung der Gesundheit von Kindern und Jugendlichen und natürlich auch zur Verhütung von Kinderunfällen. Die Bundesarbeitsgemeinschaft für Kindersicherheit hat Informationen und Tipps, wie diesen Unfällen vorgebeugt werden kann, erarbeitet.


Aktionsprogramm "Umwelt und Gesundheit"

Kinder und Jugendliche sind keine kleinen Erwachsenen. Sie reagieren auf viele Umwelteinflüsse besonders empfindlich und können sich manchen Belastungssituationen schwer entziehen. Der Bereich Kindergesundheit mit seinen Umweltaspekten ist daher ein Schwerpunkt des Aktionsprogramms Umwelt und Gesundheit, das seit 1999 vom Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung gemeinsam mit dem Bundesumweltministerium umgesetzt wird. Ziel der vielfältigen Aktivitäten des Aktionsprogramms in diesem Bereich ist es, die gesundheitlichen Belastungen von Kindern und Jugendlichen  durch Umwelteinflüsse zu erfassen und zu reduzieren. Außerdem soll die Information der Bevölkerung über solche Belastungen verbessert werden. Zu den Aktivitäten gehört u. a. ein Leitfaden für Innenraumlufthygiene in Schulgebäuden, die Zusammenarbeit mit dem "Netzwerk Kindergesundheit" der Nichtregierungsorganisationen (Symbol externer Link www.netzwerk-kindergesundheit.de) sowie Projekte zur Aufklärung über gesunde Ernährung und Freizeitlärm.


Verbot der Abgabe von Tabakwaren an Kindern und Jugendliche

Das neue Jugendschutzgesetz sieht sowohl ein Verbot der gewerblichen Abgabe von Tabakwaren an Kinder unter 16 Jahren als auch ein Verbot für Tabak- und Alkoholwerbung in Kinos vor 18 Uhr vor. Kinder und Jugendliche sollen damit besser vor den Einflüssen der Tabak- und Alkoholwerbung geschützt werden. Das Abgabeverbot von Tabakprodukten an Kinder und Jugendliche unterstreicht ein wichtiges Gesundheitsziel: den Tabakkonsum in der Bevölkerung und insbesondere von Kinder und Jugendlichen zu senken. Innerhalb der nächsten vier Jahre müssen auch die Zigarettenautomaten so gesichert sein, dass Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren keine Zigaretten entnehmen können. Die Suchtprävention wird durch eine Anti-Tabak-Kampagne weiter verstärkt werden.


Aktionsbündnis Allergieprävention

Viele Studien zeigen, dass immer mehr Kinder an Allergien und Asthma leiden. Auf Initiative und unter der Schirmherrschaft von Bundessozialministerin Ulla Schmidt hat sich daher im Jahr 2000 das Aktionsbündnis Allergieprävention gegründet, in dem sich Ärzte, Wissenschaftler, Krankenkassen, Berufsverbände, Länder, frei Initiativen und Selbsthilfegruppen zusammengeschlossen haben, um durch kooperatives und koordiniertes Handeln die Allergieprävention in Deutschland zu verbessern.


Modellvorhaben zur besseren Versorgung von Kindern mit Neurodermitis

Vorsorge und Versorgung bei Neurodermitis bedürfen der interdisziplinären Zusammenarbeit u. a. von Pädiatern, Dermatologen und Epidemiologen. Derzeit wird ein vom Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung initiiertes Modellvorhaben zur besseren Vorsorge und Versorgung von Kindern mit Neurodermitis von den Spitzenverbänden der Krankenkassen durchgeführt. Nach der Erprobungsphase soll sich das Schulungskonzept als standardisiertes Rahmenkonzept auf verschiedene Trägerstrukturen, z. B. auch in die Praxis des niedergelassenen Arztes, übertragen lassen und so flächendeckend in die Versorgung übernommen werden.


Soziale Gesundheit

Kinder sind in der gesetzlichen Krankenversicherung beitragsfrei mitversichert. Diese auch unter familienpolitischen Gesichtspunkten herausragende Absicherung ist ein unverzichtbares Element der solidarisch gesetzlichen Krankenversicherung. Die gesetzliche Krankenversicherung bietet Kindern auf die ersten Lebensjahre verteilt zehn Vorsorgeuntersuchungen (U 1 bis U 9) an sowie eine weitere für Jugendliche (J 1). Damit können Defizite möglichst frühzeitig festgestellt und - so möglich - beseitigt werden. Die Krankenkassen finanzieren aus medizinischen Gründen erforderliche ambulante Vorsorgeleistungen in anerkannten Kurorten und können auch nichtmedizinische Leistungen bezuschussen. Sie haben überdies die Möglichkeit, bei chronisch kranken Kleinkindern einen höheren Zuschuss zu gewähren. Dieser Zuschuss wurde 2002 erhöht. Auch wurde die Regeldauer von drei Wochen aufgehoben und das Wiederholungsintervall von vier auf drei Jahre gekürzt. Darüber hinaus wurden die anerkannten und bewährten Mutter-und-Kind-Kuren wieder zur Regelleistung, die von den Krankenkassen voll zu finanzieren ist.

Zur Sicherung der Betreuung schwerstkranker Kinder wurde ebenfalls 2002 ein Gesetz erlassen, das die zeitliche Begrenzung des Kinderkrankengeldes aufhebt und die entsprechende unbezahlte Freistellung von der Arbeit für einen Elternteil schafft, wenn die Lebenserwartung der Kinder nur noch Wochen oder wenige Monate beträgt. Damit können Kinder in dieser schwierigen Situation adäquat betreut werden und Familien entlastet. Dies gilt insbesondere für Alleinerziehende, die durch die Erkrankung ihres Kindes in einer besonders schwierigen Situation zwischen Betreuungsaufgabe und beruflichen Verpflichtungen stehen.

Die Rechtsstellung behinderter Kinder wurde im Rehabilitationsrecht entscheidend verbessert. Es gibt nun im neunten Sozialgesetzbuch Regelungen, die die Entwicklung der Kinder und ihre Integration in die Gesellschaft unterstützen, um sicherzustellen, dass eine Behinderung nicht zur Ausgrenzung aus dem Lebensumfeld führt. Erstmals ist eine gesetzliche Verankerung der Frühförderung und Früherkennung behinderter und von Behinderung bedrohter Kinder vorgesehen, um gerade diesen Kindern eine optimale körperliche, geistige und seelische Entwicklung zu ermöglichen.

Zur sozialen Gesundheit gehört aber nicht nur die medizinische und psychosoziale Versorgung, sondern auch die Versorgung mit dem für das Leben Notwendigen. Der Staat muss auch bei Fürsorgeleistungen neben der körperlichen die geistige und seelische Entwicklung von Kindern und Jugendlichen berücksichtigen. So können im Rahmen der Sozialhilfe für Kinder auch Kosten für Spielzeug, Schulbedarf einschließlich Lernmittel, Nachhilfeunterricht, Klassenfahrten, Kleidung bei besonderen Anlässen oder sogar der Besuch des Kindergartens finanziert werden. In begründeten Fällen kann auch eine Sozialanamnese vorgenommen werden und es können Maßnahmen ergriffen werden, um den Schulbesuch oder die Teilnahme von Kindern an medizinischen Maßnahmen der Frühförderung sicherzustellen. Damit soll auch verhindert werden, dass junge Menschen durch Unzulänglichkeiten in der häuslichen Umgebung auf Dauer der Fürsorge des Staates bedürfen.