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World Health Day 2001

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Startseite : 2001 Psychische Gesundheit : Presse : Schizophrenie

zurück Hintergrundinformation Schizophrenie

Weltweit leiden rund 45 Millionen Menschen unter einer Schizophrenie. Die Schizophrenie - bzw. die unterschiedlich verlaufenden Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis - nimmt in jeder Hinsicht eine Sonderstellung in der gesellschaftlichen Wahrnehmung ein. Schizophrene Psychosen können akut und dramatisch auftreten oder schleichend und für Außenstehende kaum wahrnehmbar. Sie können eine einmalige Episode bleiben oder das weitere Leben in kürzeren oder längeren Abständen bestimmen. Viele, die es akut trifft, fühlen sich verfolgt und ferngesteuert - von Stimmen fremder Mächte, die ungebeten kommentieren, kommandieren, degradieren. Derartiges Chaos im Kopf, wo Halluzinationen das Denken überwuchern und sich in grotesk überspannter Form äußern, erzeugt bei den Opfern hochgradige Ängste, Hilf- und Ratlosigkeit; sie werden sich selbst fremd.

Mit einer Lebenszeitprävalenz von 0,5 bis 1 Prozent ist die Schizophrenie noch immer eine Herausforderung für jedes Gesundheitssystem. Etwa jeder 100. Bundesbürger erkrankt im Laufe seines Lebens, in Deutschland sind es aktuell mehr als 800.000. Aufgrund ihrer Chronizität und einem kaum nachvollziehbaren Einbruch in die Integrität und Fähigkeit zum selbstständigen Leben stuft die WHO die Schizophrenie als eine der therapeutisch aufwendigsten und weltweit teuersten Krankheiten ein.


Ursachen

Ursächlich werden viele Faktoren diskutiert. Bekannt ist, dass Dopamin eine zentrale Bedeutung bei der Entstehung psychotischer Symptome einnimmt. Eine aktuelle Untersuchung des Columbia University College of Physicians and Surgeons bestätigt, dass der Überträgerstoff Dopamin die für Emotionen zuständigen Systeme des Gehirns überflutet. Schizophrene haben mehr Dopamin und Dopamin-Rezeptoren, was für die Positivsymptome wie Wahn, Halluzinationen und Paranoia verantwortlich sein könnte. Nicht direkt beteiligt ist der Neurotransmitter an Negativsymptomen wie antisozialem Verhalten, Affektarmut, Ambivalenz. Etwa 85 Prozent aller Betroffenen haben zusätzliche kognitive Störungen. 


Behandlung

Moderne komplexe Behandlungskonzepte integrieren Pharmako-, Sozio-, Psycho-, Trauma-, Familientherapie und Psychoedukation für Patienten, Angehörige und enge Bezugspersonen. Insbesondere das in der Psychoedukation vermittelte Wissen hat einen "emanzipatorischen Aspekt" - es erleichtert den Umgang mit der Krankheit und trägt zur Entspannung in den Familien bei. Zudem kann sich bei den Patienten die Therapiebereitschaft deutlich erhöhen und ein nahendes Rezidiv rechtzeitig behandelt werden.

In der medikamentösen Behandlung stehen neben den klassischen Neuroleptika moderne atypische Antipsychotika zur Verfügung. Leider sind alle eingesetzten Neuroleptika nicht ohne Nebenwirkungen. Der objektive Erfolg der alten Neuroleptika auf die Symptome der Schizophrenie ist nachgewiesen. Atypische Antipsychotika haben nach bisherigen Erkenntnissen durch ihr verändertes Wirkprofil einen günstigeren Effekt auf subjektive Befindlichkeit, neurophysiologische Leistung, Kommunikationsqualität und damit Rezidivprophylaxe als typische Neuroleptika. Letztlich besteht die Hoffnung, dass sich aufgrund dieser Ansätze auch die Langzeitprognose bessern wird. Das gilt besonders im ambulanten Bereich.

Schizophrenie mit gleichzeitiger Erkrankung an einer Substanzabhängigkeit (Alkohol, Drogen) gilt als schwer behandelbar. Die Patienten sind bezüglich der Medikation und ambulanten Weiterbehandlung weniger therapiebereit, leiden unter ausgeprägterer Symptomatik und haben häufiger Rezidive als jene, die keine psychotropen Substanzen konsumieren.

Zunehmend an Bedeutung gewinnt die Patientenperspektive. Subjektive Befindlichkeit und Lebensqualität, Patientenrechte, subjektive Verlaufs- und Therapieerfolgskriterien rücken heute zusätzlich zu komplexen Behandlungsansätzen, zur Symptomreduktion und Rückfallprävention in den Mittelpunkt des Interesses wissenschaftlicher Untersuchungen.

In diesem Kontext hat gleichsam ein Dialog zwischen den Experten aus eigener Erfahrung - also Patienten und Angehörigen - und den Experten durch Ausbildung und Beruf begonnen. Die Bewegung der Psychiatrie-Erfahrenen sowie der Selbsthilfe im Bereich Psychose und Schizophrenie ist in der Debatte über die psychiatrische Versorgung wesentlich und hat sich in den letzten Jahren in unterschiedlichen Formen etabliert. Das Spektrum umfasst Betroffenen- und Angehörigenselbsthilfeorganisationen, Mitarbeit von Betroffenen in professionell geleiteten Einrichtungen, Leitung eigener Betreuungseinrichtungen und vieles mehr.

Trotz der bemerkenswerten Wandlungen bleibt die Schizophrenie mit einem Stigma behaftet. Die Ergebnisse der bundesweiten Fokusgruppenstudie Stigma als Teil des subjektiven Krankheitserlebens (Universität Leipzig, 2000) zeigen, dass Stigma vor allem in vier Bereichen erlebt wird: in der personellen Interaktion, durch Diskriminierung, durch erschwerten Zugang zu sozialen Rollen sowie durch das häufig noch vorurteilsvolle, negative Bild der Psychiatrie in der Öffentlichkeit. Das von der Psychiatriereform angestrebte Ziel der Entstigmatisierung psychisch Kranker in der Öffentlichkeit wurde noch nicht erreicht. 


Quelle: 

Weltgesundheitstag 2001 "Psychische Gesundheit - erhalten & wiederherstellen", 6. April 2001, Köln
Durchgeführt: Bundesvereinigung für Gesundheit e.V. (BfGe)1, i. A. des Bundesministeriums für Gesundheit


Redaktion:

Pressebüro Weltgesundheitstag 2001, 3K Agentur für Kommunikation GmbH, Silke Hofmann
Wiesenau 27-29, 60323 Frankfurt am Main, 
T.: 069 / 97 17 11 13, F.: 069 / 97 17 11 22, 
E-Mail: info@3K-Komm.de






1Zusammenschluss der Bundesvereinigung für Gesundheit e.V. (BfGe) und des Deutschen Forums Prävention und Gesundheitsförderung im Jahr 2007 zur Bundesvereinigung Prävention und Gesundheitsförderung e.V. (BVPG)