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Startseite : 2001 Psychische Gesundheit : zentrale Veranstaltung : Programm : Psychotherapeutische Ansätze bei Angst-Störungen

zurück Psychotherapeutische Ansätze bei Angststörungen

Prof. Dr. Dietmar Schulte

Angststörungen gehören zu den häufigsten psychischen Störungen. Etwa acht Prozent der Bevölkerung leiden mindestens einmal im Verlaufe des Lebens unter einer der Angststörungen.

Neue Forschungsergebnisse der Emotionspsychologie, der Neuropsychologie und Neurowissenschaften und der Klinischen Psychologie haben inzwischen zu einem sehr differenzierten Verständnis der bei den Angststörungen ablaufenden Prozesse geführt. Angst ist eine normale, für das Überleben wichtige Reaktion des Organismus. Ankommende Informationen werden bereits subkortikal in der Amygdala im Hinblick auf die Bedrohung vitaler Interessen oder Funktionen überprüft. Ist dies der Fall, so startet die Amygdala bestimmte Aktivitätsprogramme, die den Organismus auf Angriff oder Flucht vorbereiten - erlebt als körperliche Angstsymptome. Die kortikale, bewusste Verarbeitung der Informationen über die Bedrohungssituation erfolgt zeitlich versetzt. Falls sich dabei herausstellt, dass doch keine Gefahr besteht, kann auf diesem Weg die Amygdala und damit die Angstreaktion gehemmt werden. Dies gilt nicht nur für angeborene, sondern auch für gelernte Angstsignale.

Auch gelernte Angstreaktionen sind normal und überlebenswichtig. Probleme entstehen erst dann, wenn "voreilige" oder unbegründete gelernte Angstreaktionen nicht gelöscht werden: Die eigentliche "Ursache" für Angststörungen.

Für die Hemmung von Angstreaktionen ist die kortikale, kognitive Verarbeitung verantwortlich. Eine Hemmung der Amygdala bleibt dann aus, wenn (a) die Situation radikal vermieden wird, so dass keine kognitive Umstrukturierung und damit Löschung erfolgen kann, wenn (b) eine Verkennung einer an sich harmlosen Situation aufgrund überdauernder Überzeugungssysteme erfolgt oder wenn (c) die für die Löschung der Angst zunächst erforderliche Aktivierung der Amygdala ausbleibt, weil die Patienten die Angstreaktion abzuschwächen versuchen.

Während psychopharmakologische Behandlungen der Angst an den von der Amygdala aktivierten Systemen ansetzen, versuchen neuere störungsspezifische Behandlungsansätze aus der Tradition der kognitiven Verhaltenstherapie die Bedingungen zu modifizieren, die ein Verlernen der Angst verhindern. Dies geschieht durch reale Aktivierung der Angst (Konfrontationstherapie) und gleichzeitige Provozierung und Unterstürzung alternativer Kognitionen. Diese störungsspezifischen Behandlungsansätze erzielen Erfolgsquoten bis zu 80 Prozent.

Der Autor
Prof. Dr. Dietmar Schulte, Fakultätfür Psychologie der Ruhr-Universität Bochum