Zunächst eine Warnung: Dies ist kein Vortrag mit Tabellen, Säulendiagrammen oder Tortendarstellungen. Auch ansonsten werden nur sehr wenig Zahlen genannt. Dies ist vielmehr der Versuch, nach 30jähriger sowohl theoretischer wie praktischer Erfahrung mit den Fragen "Weshalb spenden Menschen Blut, bzw. weshalb tun sie es nicht" die Antworten auf wenige - aber, wie ich meine, zur Zeit die wichtigsten - Überlegungen zu reduzieren. Ich erwähne das ausdrücklich, damit nicht der Verdacht aufkommt, die weltweit umfangreiche Literatur zu speziellen Fragestellungen der Blutspendermotivation sei mir nicht bekannt. Die Reduzierung führt auch zu teilweise provozierenden Fragen oder Überlegungen: Bitte verstehen Sie dies als den Versuch dazu beizutragen, das Gute noch besser zu machen.
Tatsächlich haben wir in Deutschland zu Beginn des neuen Jahrtausends ein sehr gut funktionierendes "System der Bereitstellung von Blut und Blutprodukten".
und
Doch dieser scheinbar befriedigende Zustand darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass in unserem System Tendenzen zu erkennen sind, die seine Basis ins Wanken bringen können. Ich meine damit die ausreichende Bereitschaft zur Blutspende.
Blutspende - kann auch eine Blutbestandteilspende sein; gemeint ist aber eine nichtmonetisierte Form der (auf einen Empfänger bezogenen) anonymen Blutspende.
Blutspender - meint immer auch die weibliche Form.
Motivation - wird verwendet im doppelten Sinn als
1. Beweggrund (-gründe) für das Blutspenden (Motive)
und
2. als Maßnahme, die jemanden zum Blutspenden bewegt.
Blutspendeeinrichtung - im Sinne des deutschen Transfusionsgesetzes
Bei der jüngsten Bevölkerungsumfrage zum Thema "Deutsches Rotes Kreuz" erklärten in Niedersachsen 35 % der Befragten, sie hätten schon einmal (oder auch mehrmals ) Blut gespendet. Trotz jahrzehntelanger Aufklärungs- und Informationsarbeit hatte demnach die Mehrheit noch nie Blut gespendet und die meisten hatten dies auch nach entsprechender Nachfrage nicht vor.
Aus deren Sicht stellt sich die Frage nach der Motivation zur Blutspende etwa wie folgt :
"Was bringt Menschen dazu, ihre Freizeit zu opfern, um in kargen Räumen auf in der Regel unbequemen Liegen beim durchaus nicht immer freundlichen Personal und nicht immer schmerzfrei einen halben Liter ihres sog. "Lebenssaftes" abzugeben?! Ist es Masochismus? Vielleicht in Einzelfällen, denn auch beim Blut spenden gilt, dass uns nichts Menschliches fremd sein darf. Die häufigste Antwort der Blutspender auf die Frage, weshalb sie Blut spenden - und die gilt weltweit seit Jahrzehnten - ist allerdings: "Ich helfe anderen, damit auch mir geholfen wird" - Das nun ist die exakte umgangssprachliche Beschreibung des Begriffesreziproker Altruismus .
Erstaunlicherweise wurde die Frage der Motivation zur Blutspende meines Wissens noch nie unter dem Stichwort "reziproker Altruismus" diskutiert. Reziproker Altruismus beschreibt - vereinfacht ausgedrückt - die Wandlung egoistischer menschlicher Verhaltensweisen in "altruistische" Handlungen. Er ist der "Sozialkitt" (R. Wright), der nötig ist, damit das menschliche Zusammenleben zum Wohle aller funktioniert. Eine entsprechende genetische Disposition wird seit Jahren diskutiert und von vielen "Soziobiologen" als gegeben angesehen.
Diese Frage kann (noch) niemand endgültig beantworten.
Deshalb die Gegenfrage: Oder ist Blutspenden ein durch entsprechende Sozialisation erworbenes bzw. kulturell angepasstes Verhalten? Soziologen verweisen bei dieser Frage gerne auf Vorbildfunktionen, auf soziale Kontrolle und auf echte Blutspenderfamilien mit inzwischen drei Generationen von Blutspendern - wobei letzteres natürlich einen Schönheitsfehler hat, weil es auch Hinweis auf eine genetische Ursache sein kann! Wie bei der Frage nach der Herkunft der Intelligenz ist die Antwort also schwierig und in jedem Fall gefärbt durch die philosophische Grundhaltung des Antwortenden. Deshalb ist auch in der Frage, ob Blutspender geboren oder erzogen werden, ein Kompromiss angebracht:
Unterstellt, es gibt genetische Determinanten für Altruismus, dann wirken diese zumindest nicht automatisch in Richtung Blutspende. Um eine entsprechende Handlung auszulösen, bedarf es unterstützender Faktoren, die in der Persönlichkeitsstruktur und im sozialen Umfeld des Blutspenders liegen. Eines aber ist sicher: Das Phänomen des reziproken Altruismus war und ist wesentlich für die Bereitschaft, Blut zu spenden, wie vor allem Erstspenderbefragungen zeigen. Erstspender reagieren z. T. geradezu euphorisch und mit gesteigertem Selbstwertgefühl auf die Blutspende:
Zitat: "Noch nie habe ich mich so gut gefühlt; ich bereue es, dass ich es noch nicht früher gemacht habe."
Neben dem 'Altruismusfaktor' basiert die Entscheidung, Blut zu spenden, immer auch auf einer Abwägung zwischen dem insgesamt erwarteten Nutzen (Vorteil) und den erwarteten Kosten (Nachteil), wobei die Bedürfnisse die entsprechenden Bewertungskriterien liefern.
Die sog. "Grundbedürfnisse" hat Maslow in seiner Pyramide formuliert. Es liegt auf der Hand, die Situation des Blutspenders mit Hilfe dieser Bedürfnispyramide zu analysieren:
Auch wenn Blutspender einen Imbiss bekommen, so wird dieser - im Schnitt 2 mal pro Jahr genossen - für die physische Selbsterhaltung nicht notwendig sein. Durch einen 5-Minuten-Schlaf auf der Entnahmeliege wird das Schlafdefizit nicht ausgeglichen. Das eigene Heim dürfte in der Regel wohnlicher als die Räume der Spendeeinrichtung sein, und vom Sex beim Blut spenden habe ich noch nichts gehört. In puncto Sicherheit hat die Blutspende nach Meinung der Blutspender eine Menge zu bieten: Gesundheitscheck, Blutspenderpass, Vorsorge.
Hinzu kommen Elemente der Laienmedizin und des "Mythos" Blut: Aderlass, Auffrischung des Blutes, Verjüngung.
Auch die Sozialbedürfnisse wie Integration in eine Gruppe, Bindungen, Geselligkeit kommen beim Blutspenden nicht zu kurz.
Kernsatz "Ich fühle mich wie in einer großen Familie".
Anerkennung, Wertschätzung und Respekt für soziales Wohlverhalten - aber auch für körperliche Fitness - werden Blutspendern in vielfacher Weise zuteil und werden von diesen in der Regel auch geschätzt. Wichtig: Blutspender werden als Person angenommen "wie sie sind". Die in unserer Gesellschaft üblichen Statuskriterien wie Beruf oder Einkommen spielen keine Rolle.
Mehrere tiefenpsychologische Untersuchungen an Blutspendern haben gezeigt, dass Blut spenden auch im Rahmen von Selbstverwirklichung und Persönlichkeitsentfaltung eine Rolle spielt. Stichworte sind: Blutspende als symbolisch reinigende Handlung und Reintegration des Gewissens in die psychische Gesamtheit bei dominanten Gewissensreaktionen, Blut spenden als gute Tat, Altruismus, Ausleben passiver Hingabetendenzen.
Blut zu spenden bringt bei weitem nicht nur Vorteile. Ganz oben auf der Liste der potentiellen Nachteile steht der
Zeit ist für viele Menschen zu einem knappen - und in Anbetracht der schier endlosen Möglichkeiten, diese zu verwenden - kostbaren Gut geworden. "Keine Zeit zu haben" ist die häufigste Begründung für den Abbruch der Spendetätigkeit.
Es folgen Beeinträchtigungen des physischen Wohlbefindensals da sind:
Schmerzen, Hämatome, Kreislaufbeschwerden, bis hin zur Furcht vor einer Infizierung mit AIDS oder Hepatitis. Aber auch Beeinträchtigungen des psychischen Wohlbefindens sind möglich: Eine temporäre oder dauernde Rückstellung von der Blutspende wird von vielen als demütigende Ausgrenzung erlebt ("die wollen mich nicht mehr").
Die Mitteilung von positiven oder unklaren Befunden, die Involvierung in lookback-Verfahren und die intensive Befragung vor der Blutspende werden ebenfalls als mögliche Nachteile empfunden.
Und dann sind da noch die kleinen oder auch großen potentiellen Ärgerlichkeiten am Rande: Wartezeiten und unfreundliches Personal. Auch "Skandale" oder - allgemeiner ausgedrückt - negative Berichte über das Blutspendewesen sind für den Blutspender Kosten: sie ärgern ihn, sie disqualifizieren u. U. seinen Einsatz, und sie liefern nicht selten den Blutspendeverweigerern Munition, um ihn als Deppen darzustellen!
oder: von den Ängsten des Nicht-Blutspenders. Der Nicht-Blutspender ist, mental gesehen, ein Kunstprodukt: Denn angesichts des hohen ethischen Wertes, den unsere Gesellschaft der altruistischen Handlung Blutspende zuschreibt, gibt es wenige "bekennende" Nicht-Blutspender.Real gesehen tritt der Nicht-Blutspender jedoch massenweise auf und begründet seine Verweigerung mit häufig fadenscheinigen Argumenten: Unkenntnis (ich weiß nicht, wann und wo), mich hat noch niemand gefragt, ich habe selbst zu wenig Blut, ich vertrage das nicht, ich habe keine Zeit.
Dahinter steht, wie zahlreiche Untersuchungen gezeigt haben, vor allem Angst: Angst vor Schmerzen, Angst um das körperliche Wohlbefinden, Angst vor Beeinträchtigung der körperlichen Leistungsfähigkeit und Angst vor positiven Untersuchungsbefunden (ohne dass es dafür eines individuell begründeten Anhaltspunktes bedarf).
Noch immer wird in unserer Gesellschaft Angst nicht gerne zugegeben, weil Angst mit Schwäche und Feigheit assoziiert wird. Auf der anderen Seite wissen auch Nicht-Blutspender um die Bedeutung der Blutspende als Akt des reziproken Altruismus. Die daraus folgende "Kognitive Dissonanz" (man kann auch sagen: das schlechte Gewissen), unter der sie leiden ("ich weiß, was ich tun sollte, aber ich kann es nicht tun) führt dazu, dass gerade Nicht-Blutspender sich über Skandale entrüsten und diese als Argument für ihre Verweigerungshaltung benutzen.
Manchmal muss uns der Verdacht beschleichen, dass es gerade Nicht-Blutspender sind, die am lautesten die These von der "nachlassenden Blutspendebereitschaft in Deutschland" vertreten. Bis einschließlich letzten Jahres jedenfalls sprachen die Zahlen schlicht dagegen: Mit über 4 Millionen Blutkonserven wurde 1999 so viel Blut wie noch nie gespendet.
Sicher war es vor zwanzig Jahren noch einfacher, eine für die Versorgung ausreichende Zahl von Blutspendern zu mobilisieren. Doch damals war der Bedarf geringer, die demographische Struktur der Bevölkerung günstiger und außerdem haben die "Skandale" der 80er und 90er Jahre mit Sicherheit ihre Spuren hinterlassen.
Dennoch halte ich die These von der nachlassenden Blutspendebereitschaft in der Bevölkerung für einen Mythos. Die öffentliche Klage darüber trifft die Falschen: DieBlutspender gibt es - nur sind sie mental und real gesehen nicht mehr dort, wo sie vor 20 Jahren waren.
Deshalb sind die Blutspendeeinrichtungen gefordert, sich an veränderte gesellschaftliche Rahmenbedingungen wie Lebensstil und Gesundheitsbewusstsein anzupassen, um die Blutspende zu akzeptablen "Kosten" und erwartetem "Nutzen" für die Blutspender anzubieten.
Blutspender sind keine Bittsteller. Blutspender sind Kunden, die mit adäquaten Mitteln geworben und betreut werden müssen. Wer immer glaubt, mit Unkenrufen oder dauernden Engpassmeldungen die Bereitschaft zur Blutspende nachhaltig zu steigern, irrt: Engpassmeldungen bringen kurzfristig Erfolg, der aber um so kleiner ausfällt, je häufiger diese Meldung verbreitet wird. Langfristig führen permanente Engpassmeldungen nur zu zwei Dingen, nämlich erstens zur Frage nach der Kompetenz der Absender und zweitens zu Demotivation potentieller Blutspender nach dem Motto: "Wenn immer weniger Menschen Blut spenden, wird das schon seinen Grund haben".
Das Streben nach höchstmöglicher qualitativer Sicherheit der Blutprodukte für den Blutempfänger soll hier nicht in Frage gestellt werden. Worauf aber hinzuweisen ist, sind die möglichen Konsequenzen dieses Strebens für die Blutspender bzw. auf die quantitative Sicherheit der Versorgung mit Blut.
Die seit Jahren rasant steigenden Anforderungen an die Spendetauglichkeit mit der Folge, dass wir immer mehr blutspendebereite Menschen temporär oder auf Dauer von der Blutspende ausschließen müssen, sind das Problem. Reizthemen sind in diesem Zusammenhang u. a. Sexualität, Reisen und Alter. Befinden wir uns auf dem Weg zum 100prozentigen Ausschluss von der Blutspende und damit zu einer Transfusionsmedizin ohne Blutspender?
Hinter dieser provokanten Frage steckt eine ernst zu nehmende Besorgnis, die auch nicht dadurch hinfällig wird, dass viele der Rückstellungen nur temporär sind: Untersuchungen haben gezeigt, dass nach Rückstellungen von der Blutspende die Wahrscheinlichkeit weiterer Blutspenden gegenüber nicht zurückgestellten Spendern deutlich sinkt. Doch das ist nicht alles: Viele Blutspender gehen gemeinschaftlich mit anderen zur Blutspende: Mann, Frau, Kinder, Kollegen, Nachbarn. Der temporäre oder dauernde Ausschluss eines Partners hat nicht selten auch das Fernbleiben des anderen zur Folge. Aus dieser Sicht sind die tatsächlichen Auswirkungen von zusätzlichen Ausschlusskriterien auf das Blutspendeaufkommen nie exakt zu bestimmen, doch mit Sicherheit einschneidender als meist erwartet. Die Fragen der "Spenderauswahl" sind ein schwieriges Thema und müssen immer vernünftig im Lichte wissenschaftlicher Erkenntnisse undv ersorgungspolitischer Zielsetzungen diskutiert werden.
Trotz ausreichender Blutspendebereitschaft in der Bevölkerung ist die Balance zwischen Aufkommen und Bedarf im 'System Transfusionsmedizin' bedroht. Nicht nur durch den Ausschluss von immer mehr und immer größeren Bevölkerungsgruppen von der Blutspende, sondern vor allem durch ein fehlgeleitetes Verständnis von der Rolle des Blutspenders in diesem System: Blutspender haben - im Gegensatz zu vielen anderen am System Beteiligten - in Deutschland keine Lobby - zumindest keine, die sich wirkungsvoll Gehör verschaffen kann! Über Blutspender wird bestimmt, ihre Interessen interessieren nur wenige. Blutspender als Rohstoffquelle - diese Definition habe ich tatsächlich schon gelesen! An dieser Situation ändert auch der Absatz 3, Paragraph 3 im Transfusionsgesetz nichts:
"Die spendenden Personen leisten einen wertvollen Dienst für die Gemeinschaft. Sie sind aus Gründen des Gesundheitsschutzes von Spendeeinrichtungen besonders vertrauensvoll und verantwortungsvoll zu betreuen".
Schon diese Erwähnung der Blutspender in § 3 - Versorgungsauftrag - spricht Bände:
An die Blutspendeeinrichtung ergeht ein Versorgungsauftrag - und diese bedienen sich der Blutspender.
Einem Transfusionsgesetz hätte es gut angestanden, die Blutspender in einem eigenen Paragraphen an den Anfang zu stellen. Aber: An der Diskussion um das Transfusionsgesetz waren viele beteiligt: Nur nicht die Blutspender. Überhaupt entsteht der Eindruck, dass häufig der Blutspender derjenige ist, auf dessen Rücken viele Probleme der Transfusionsmedizin ausgetragen werden. Wer z.B. zahlt - im übertragenen Sinn - die Zeche für die Unzulänglichkeit von Testsystemen - Stichwort falschpositiv! Häufig die Blutspender.
Denn sie müssen informiert werden über ein Ergebnis, das eigentlich falsch ist und eigentlich nichts zu bedeuten hat, über das sie sich eigentlich keine Sorgen zu machen brauchen und von dem feststeht, dass andere Testsysteme dieses Ergebnis gar nicht zeigen! Deshalb sollen sie sich auch nicht aufregen. Es gibt aber Fälle, wo ganze Familien über Wochen in Angst und Schrecken lebten. Wenn Blutspender schreiben: "Sie haben mir die bisher schlimmste Zeit meines Lebens bereitet, die psychische Belastung war fast unerträglich" - wo bleibt da der Gesundheitsschutz des Blutspenders, zu dem sicher die psychische Unversehrtheit gehört. Auch eine andere Tendenz kann für Blutspender schwerwiegende Folgen haben. Gemeint ist die zunehmend in Frage gestellte Wahrung der Anonymität des Blutspenders und die absolute Vertraulichkeit der bei ihm erhobenen Daten. Blut zu spenden, ohne sich auf die absolute Vertraulichkeit verlassen zu können, würde langfristig das Ende der freiwilligen, unentgeltlichen Blutspende bedeuten, weil die potentiellen "Kosten" - und damit schließt sich der Kreis fast - für die Blutspender mit Sicherheit zu hoch würden.
1. Reziproker Altruismus war und ist die stärkste Triebkraft für die Entscheidung eines Menschen, Blut zu spenden. Darüber hinaus erfolgt bei jeder Entscheidung erneut die Abwägung zwischen erwartetem Nutzen und dem zu erwartenden Aufwand (Kosten) einer Blutspende. Übersteigen die Kosten den Nutzen, ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass die Blutspende unterbleibt. Sowohl erwarteter Nutzen wie Aufwand können von den Blutspendeeinrichtungen zumindest teilweise gesteuert werden nach der Maxime, den Nutzen für den Blutspender mehren und den Aufwand für den Blutspender senken. Es gibt ein anderes Wort dafür: Kundenorientierung.
2. "Angst" ist die stärkste Triebkraft für die Entscheidung, nicht Blut zu spenden. Nicht-Blutspender leiden häufig unter kognitiver Dissonanz - d. h. dem Widerspruch zwischen der eigenen Unfähigkeit, die Angst zu überwinden und dem besseren Wissen um die Notwendigkeit der Blutspende i. S. des reziproken Altruismus. Pseudorationale Begründungen sollen für Ausgleich sorgen.
3. Von einer generell nachlassenden Blutspendebereitschaft in Deutschland kann nicht die Rede sein; allerdings könnte nicht ausreichende Anpassung der Blutspendeeinrichtungen an veränderte gesellschaftliche Rahmenbedingungen zum Problem werden.
4. Das Streben nach qualitativer Sicherheit in der Bluttransfusion führt durch die Ausgrenzung immer größerer Gruppen Blutspendewilliger zu einer Gefährdung der quantitativen Sicherheit, denn der Anteil blutspendewilliger Personen und die Häufigkeit der Blutspende pro Person ist nicht beliebig vermehrbar.
5. Die Rolle des Blutspenders im "System Blutspende" muss neu definiert werden: Die stärkere Beachtung der Ansprüche und Bedürfnisse des Blutspenders ist lebenswichtig für alle Blutspendeeinrichtungen. Der Blutspender kann auch leben ohne Blut zu spenden, die Blutspendeeinrichtung und damit verbunden viele Patienten können nicht leben ohne Blutspender.