Laut WHO haben weltweit rund 290 Millionen Menschen Suchtprobleme. Die Droge Nummer eins in Deutschland heißt Tabak mit fast 18 Millionen Rauchern im Alter von 18 bis 69 Jahren. Die zweithäufigste Suchtsubstanz ist Alkohol. Bei 9,3 Millionen zwischen 18 und 69 Jahren besteht ein "riskanter Alkoholkonsum", bei 2,7 Millionen "Missbrauch mit bereits eingetretenen Folgeerkrankungen", bei 1,7 Millionen eine Alkoholabhängigkeit (Fachverband Sucht, 13. Heidelberger Kongress 2000). Das Verhältnis alkoholkranker Frauen und Männer beträgt 1:4, dafür gibt es doppelt so viele arzneimittelabhängige Frauen wie Männer. Die Deutsche Hauptstelle für Suchtgefahren beziffert die Zahl der Medikamentenabhängigen (beide Geschlechter) mit 1,1 bis 1,4 Millionen, nach Schätzungen aus Krankenkassendaten sind davon 1 bis 1,2 Millionen abhängig von Tranquilizern und Hypnotika, 300.000 von anderen Arzneimitteln. Eine vergleichsweise geringere Verbreitung hat die Abhängigkeit von harten bzw. illegalen Drogen (250.000).
Besonders wichtig für das Verständnis von Sucht und ihrer Behandlung sind aus psychiatrischer Sicht die häufigen Zusatzdiagnosen. So haben bis zu 80 Prozent der Alkoholabhängigen Persönlichkeits-, Angst- und affektive Störungen sowie medizinische Diagnosen wie chronische Leberzirrhose, Adipositas, Pankreatitis. Eine besonders häufige Komorbidität sind Depressionen. 30 bis 50 Prozent der Alkoholiker leiden zumindest zeitweise an schweren depressiven Verstimmungen. In Deutschland werden jährlich 111.000 tabakbedingte Todesfälle gemeldet und sterben rund 42.000 Menschen an den Folgen von Alkoholkonsum.
Für alle Betroffenen und für jede Art von Sucht gilt: Ätiologisch spielt die Kombination von Erbfaktoren, Persönlichkeitsstruktur und psychosozialem Umfeld eine große Rolle. Eine Abhängigkeitserkrankung beginnt da, wo ursprüngliche Lebensperspektiven aufgegeben werden, die Bedeutung der Droge zunimmt und in unkontrollierbarer Weise Raum einnimmt. Neben der nicht notwendigerweise vorliegenden körperlichen Abhängigkeit sind kennzeichnend:
Die Substanz wird häufig in größeren Mengen (permanente Dosissteigerung) oder länger als beabsichtigt eingenommen.
Wer diese Kriterien der Substanzabhängigkeit erfüllt, ist süchtig und braucht Hilfe, die über Aufklärung und Beratung hinausgehen muss.
Die therapeutischen (und diagnostischen) Möglichkeiten haben sich in den letzten Jahren positiv entwickelt. Innovative Entwicklungen wurden und werden in Deutschland modellhaft erprobt wie z.B. die Entwicklung neuer Ansätze
Dennoch nutzt ein sehr großer Teil die spezifischen Angebote nicht. Die überwiegende Mehrheit der Patienten wird nach wie vor in der Allgemeinmedizin im Sinne einer körperlichen und psychischen Grundbetreuung versorgt und gelangt nicht in spezielle Suchtberatung oder -behandlung. Dabei ist das Netz aus Drogenberatungsstellen, Selbsthilfegruppen, ambulant arbeitenden Psychotherapeuten sowie Einrichtungen mit der Möglichkeit einer stationären Entwöhnungstherapie weit verzweigt. Sehr wichtig sind Selbsthilfegruppen für Patienten und deren Angehörige.
Heranwachsende zwischen zehn und 15 Jahren, die ihre Eltern schätzen und sich bei ihnen wohl fühlen, sind weniger anfällig für Zigaretten, Alkohol, weiche und harte Drogen. Studien zeigen, dass Kinder und Jugendliche, die das Elternhaus eher als Stress erleben, früher und häufiger suchtgefährdet sind. Zudem neigen diese Kinder zu bedenklichem Sozialverhalten. Es sind sechs Eigenschaften der Eltern, die den Unterschied ausmachen (Kommunikationsstudie 1993 - 2000: Siegener Zentrum für Kindheits- und Jugendforschung, Uni Siegen; Deutsche Forschungsgemeinschaft Bonn; Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Köln):
Etwa jedes vierte Kind in Deutschland schreibt sowohl dem Vater als auch der Mutter solche günstigen Eigenschaften zu. Jedes vierte Kind urteilt, dass Eltern zu wenig von diesen Eigenschaften zeigen. Dabei zählt allein die Qualität der persönlichen Beziehung - aus der Sicht der Kinder wohlgemerkt, nicht aus Sicht der Eltern.
"Glückskinder" und "Stresskinder" finden sich gleich oft in neuen und alten Bundesländern, unter Söhnen und Töchtern, unter deutschen und ausländischen Familien, bei Hauptschülern und Gymnasiasten, bei erfolglosen und erfolgreichen Schülern, unter Einzelkindern und unter Kindern mit Geschwistern. Allerdings sprechen jene, die mit beiden biologischen Eltern zu Hause leben, ihren Müttern und Vätern die günstigen Eigenschaften etwas häufiger zu.
Ein wichtiger Risikofaktor für die Entwicklung einer Abhängigkeitsstörung sind Eltern, die Substanzkonsum als Form der Lebens- und Krisenbewältigung vorleben.
Weltgesundheitstag 2001 "Psychische Gesundheit - erhalten & wiederherstellen", 6. April 2001, Köln
Durchgeführt: Bundesvereinigung für Gesundheit e.V. (BfGe)1, i. A. des Bundesministeriums für Gesundheit
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1Zusammenschluss der Bundesvereinigung für Gesundheit e.V. (BfGe) und des Deutschen Forums Prävention und Gesundheitsförderung im Jahr 2007 zur Bundesvereinigung Prävention und Gesundheitsförderung e.V. (BVPG)