Servicenavigation

Schriftgrösse
Kontrast
Suche
Kontakt
Datenschutz
Impressum

Hauptnavigation

zentrale Veranstaltung
Programm
Alzheimer Demenz
Presse
Aktionen
Angebote
Links zum Thema
World Health Day 2001

Inhalt

Startseite : 2001 Psychische Gesundheit : zentrale Veranstaltung : Programm : Alzheimer Demenz

zurück Die Alzheimer Demenz - Herausforderungen und Hoffnungen

Prof. Dr. Hans Förstl

Etwa eine Million Menschen in der Bundesrepublik leiden unter einer mittelschweren oder schweren Demenz. Das heißt, sie haben die geistige Leistungsfähigkeit so sehr eingebüsst, dass sie ihren Alltag nicht mehr wie gewohnt bewältigen können und auf fremde Hilfe angewiesen sind. Hauptrisikofaktor für die Entwicklung einer Demenz ist das Alter, daneben gibt es eine Reihe genetischer Ursachen, die allein jedoch nur für einen kleinen Teil der Patienten von großer Bedeutung sind, und es gibt eine Reihe von Umweltfaktoren, die gemeinsam mit genetischen Faktoren das Manifestationsalter einer Demenz bestimmen.

Die Alzheimer Krankheit wird als Hauptursache der Demenz betrachtet und die Diagnose "Alzheimer" bei der Mehrheit der Patienten gestellt. Tatsächlich finden sich im Gehirn dementer Patienten in den meisten Fällen hohe Zahlen von Alzheimer Plaques außerhalb und Neurofibrillen innerhalb der Nervenzellen. Die gleichen Veränderungen sind in meist geringerer Dichte auch bei vielen (noch) nicht dementen alten Menschen nachzuweisen. Das Risiko intellektuelle Einbussen zu zeigen steigt, wenn das Gehirn gleichzeitig durch weitere krankhafte Veränderungen geschädigt wird, etwa durch Gefäßerkrankungen, andere neurodegenerative Prozesse, Entzündungen, Verletzungen oder Hirntumoren. Während diese anderen Erkrankungen bei jüngeren Menschen gelegentlich allein für die Entwicklung einer Demenz verantwortlich sein können, treten sie im Alter über 65 Jahren im allgemeinen gemeinsam mit den Alzheimer Veränderungen auf. Patienten in mittelschweren oder schweren Stadien einer Alzheimer Demenz benötigen die Unterstützung anderer.

Die Pflege wird bis in die Spätphase der Erkrankung meist von den Angehörigen geleistet. Die Pflege kann durch eine konsequente medizinische Behandlung deutlich erleichtert werden. Derzeit stehen zur medikamentösen Behandlung zwar ausschließlich symptomatisch wirksame Substanzen zur Verfügung, die jedoch einen zweifelsfrei nachweisbaren Effekt nicht nur auf den Hirnstoffwechsel, sondern auch auf die intellektuelle Leistung und die Verhaltensstörungen der Patienten ausüben (z.B. sogenannte Azetylcholinesterasehemmer, Memantine, Ginkgo biloba). Diese medikamentösen Interventionen und vor allem die Anleitung und Stützung der Pflegenden können zu einer nachhaltigen Verbesserung im Befinden von Patient und Betreuer führen, werden jedoch viel zu selten angewandt.

Nur etwa jeder zehnte Patient erfährt heute eine geeignete antidementive Behandlung, noch seltener wird eine psychologische Unterstützung der Familie eingesetzt und ferner wird die medizinische Diagnostik begleitender und therapierbarer Begleitkrankheiten häufig vernachlässigt. Zu diesen Defiziten tragen mangelnde Information und Motivation bei. Das Informationsdefizit ließe sich prinzipiell beheben, jedoch ist dies in einer Aera kostendämpfungsbedingter Demotivation deutlich erschwert. Die Interessen dementer Patienten werden in den letzten Jahren immer konstruktiver durch die Alzheimer Gesellschaften auf lokaler und Bundesebene vertreten.

Die Alzheimer Demenz muss nicht schicksalhaft hingenommen werden. Die aktuellen Behandlungsmöglichkeiten sind wirksam, bringen den Krankheitsprozess selbst aber nicht zum Stillstand. Die Forschung wendet sich nun verstärkt den Präventionschancen zu und hier zeichnet sich ab, dass die degenerativen Hirnveränderungen und ihre Auswirkungen auf die geistige Leistungsfähigkeit durch eine Reihe von Massnahmen beeinflusst werden kann. Größtes Interesse finden momentan Tierexperimente, die eine "Impfung gegen Alzheimer" in en Bereich der Möglichkeiten rücken.

Der Autor
Prof. Dr. Hans Förstl, Direktor der Psychiatrischen Klinik der TU München