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World Health Day 2001

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zurück Das Awareness-Programm: präventive Anstrengungen und Maßnahmen zur Früherkennung und Behandlung depressiver Störungen

Dr. Verena Henkel, Prof. Dr. Hans-Jürgen Möller, Prof. Dr. Ulrich Hegerl

Verschiedene nationale und internationale Studien zeigen die herausragende Bedeutung depressiver Erkrankungen in der Allgemeinbevölkerung. Die großen Defizite bei Diagnose und Therapie geben Anlass zu vermehrten präventiven Anstrengungen bei Früherkennung und Behandlung depressiver Störungen. Im Rahmen des Kompetenznetzes Depression findet ein zweijähriges Programm statt mit breitangelegter Aufklärung der Bevölkerung (Medienpräsenz, Großflächenplakate, Flyer, Informationsvideos, Kinospots, Infobroschüren, Info-Hotline). Über die Fortbildung wichtiger Mutliplikatoren (v.a. Hausärzte, Altenpflegepersonal, Lehrer, Mitarbeiter von Beratungseinrichtungen) soll die Versorgungssituation depressiv erkrankter Menschen verbessert werden ("Nürnberger Bündnis gegen Depression").

Die eingangs erwähnten epidemiologischen Erhebungen haben auch ergeben, dass über 20% der Patienten in der Primärversorgung unter einer klassifizierbaren psychischen Erkrankung leiden. Hierbei handelt es sich überwiegend um psychische Krankheiten mit einem nur leichteren oder mittleren Schweregrad, vor allem im Sinne von unspezifischen depressiven Syndromen. Viele dieser Patienten erfüllen nicht die in den aktuellen Klassifikationssystemen geforderten diagnostischen Kriterien einer Depression (unterschwellige Depression) und bieten zusätzlich Symptome einer Angst- oder Somatisierungsstörung. Dies erklärt zum Teil die bestehenden Defizite in der Diagnostik. In der primären Gesundheitsversorgung werden aber mit der Diagnostik die Weichen für den weiteren Verlauf einer Erkrankung gestellt. Ein valides und gleichzeitig praktikables Instrument, das im Sinne einer diagnostischen Filterfunktion in der Primärversorgung eingesetzt wird, kann zu einer Verminderung individuellen Leids und darüber hinaus auch zu Kosteneinsparungen auf verschiedenen Ebenen führen. Basierend auf diesen Überlegungen, werden drei unterschiedliche Screeninginstrumente hinsichtlich ihrer Praktikabilität in über 20 Hausarztpraxen verglichen und ihre Validität mittels eines strukturierten Interviews (Composite International Diagnostic Interview / CIDI) gemessen (MIND-Studie).

Auch in der Behandlung gerade von Patienten mit leichteren und unterschwelligen Depressionen besteht noch Unsicherheit. Die Behandlung dieser Patienten ist wissenschaftlich nicht gut untersucht. In der MIND-Studie wird deshalb der Frage nachgegangen, wie diese Patienten am besten behandelt werden sollten und welche Rolle insbesondere auch die Therapieerwartung des Patienten für den Behandlungserfolg spielt. Dazu wurde eine randomisierte, kontrollierte klinische Studie konzipiert, in der insgesamt 500 Patienten behandelt werden. Getestet wird zum einen die Behandlung mit einem Antidepressivum gegenüber Placebo, zum zweiten die kognitive Verhaltenstherapie gegenüber einer unterstützenden unspezifischen Gruppentherapie sowie auch die Bedeutung einer freien Therapiewahl durch den Patienten für den Behandlungserfolg. Mit dem Einhalten der GCP/ICH Richtlinien wird einerseits der Schutz der Patienten bei der klinischen Prüfung und andererseits auch eine gute Datenqualität sichergestellt.

Die Projekte werden im Rahmen des "Kompetenznetzes Depression" durchgeführt und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziell getragen.

Die Autoren
Dr. Verena Henkel, Prof. Dr. Hans-Jügen Möller, Prof. Dr. Ulrich Hegerl, Psychiatrische Klinik der LMU München, Kompetenznetz Depression; Frau Dr. Henkel ist Funktionsoberärztin