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Startseite : 2005 Mutter und Kind : zentrale Veranstaltung : Dokumentation : Unfallrisiken im Säuglings- und Kleinkindalter

 Unfallrisiken im Säuglings- und Kleinkindalter

Dr. Gabriele EllsäßerDr. Gabriele Ellsäßer

Vita 


Hintergrund:

Unfälle sind die häufigste Todesursache bei Kindern (>1 Jahr) in Deutschland und Europa. Studienergebnisse zeigen, dass allein 95% der tödlichen Unfälle und 60% der Unfälle mit Verletzungen verhindert werden könnten. Europaweit könnten allein 12.000 tödliche Unfälle im Kindesalter vermieden werden, wenn man den niedrigen Stand der tödlichen Unfälle von Schweden zum Maßstab nehmen würde (UNICEF 2001). Unfälle sind somit ein vorrangiges Bevölkerungsproblem.


Methodik:

Epidemiologische Analyse von Verletzungen im Kindesalter nach Schwere (mit Todesfolge), Häufigkeit, Unfallort, Produktbeteiligung und sozialen Risiken. Folgende Datenquellen werden zugrunde gelegt und epidemiologisch aufbereitet: amtliche Statistiken, Einschulungsuntersuchung im Land Brandenburg, Unfallmonitoring der Stadt Delmenhorst 1998-2002 (Ellsäßer&Böhmann 2004). Darüber hinaus wird der Wissensstand von Eltern zu Sicherheitsmaßnahmen im häuslichen Bereich anhand verfügbarer Studienergebnisse mit einbezogen.


Ergebnisse:

Seit Jahren sind Säuglinge und kleine Kinder eine Hochrisikogruppe. Denn Unfälle mit tödlichem Ausgang oder schweren Verletzungen sind häufiger bei kleinen Kindern (<5 Jahren) als bei Schulkindern (5-14 Jahren): Im Jahr 2002 6,9 tödliche Unfälle pro 100.000 gegenüber 4,2 und 19,2 schwer verletzte Kinder pro 1.000 gegenüber 15,7. Auffallend ist, dass die Rate der schweren Verletzungen im Säuglings- und Kleinkindalter seit 1994 deutlich zunimmt und nur in dieser Altersgruppe auch nach 2000.
Ersticken (meist durch Strangulieren), Ertrinken (insbesondere in der näheren Wohnumgebung), Stürze von Gebäuden und thermische Verletzungen durch Wohnungsbrände - und nicht der Straßenverkehr - sind seit Jahren die häufigsten tödlichen Unfallursachen bei Kindern unter 5 Jahren.

Für die Prävention ist nicht nur bedeutsam, welche schwerwiegenden Folgen durch Unfälle eintreten und vermieden werden könnten (d. h. Reduktion der stationär eingewiesenen Kinder oder Unfälle mit Todesfolge), sondern wo sich Kinder am häufigsten verletzen. Das Unfallmonitoring Delmenhorst macht hierzu bevölkerungsbezogene Aussagen: Im Säuglingsalter ist der Unfallschwerpunkt das Zuhause, im Kleinkindalter kommen mit zunehmendem Aktionsradius des Kindes die Unfälle auf Spielplätzen hinzu.
Die Unfälle sind häufig umgebungs- und produktbezogen. Stürze vom Wickeltisch, aus Kinderbetten, von Treppen und mit Lauflernhilfen sind die häufigsten Unfallrisiken im häuslichen Bereich. In der näheren Wohnumgebung passieren die meisten Sturzunfälle von Spielgeräten (Klettergerüste) (Ellsäßer&Diepgen 2002). Thermische Verletzungen sind dagegen besonders schwere Unfälle des frühen Kleinkindalters, da sie oft durch Narben und funktionelle Beeinträchtigungen schwere Folgeerscheinungen haben. Über 60% dieser Unfälle stehen mit heißen Flüssigkeiten im Zusammenhang (Tee, Kaffee, elektrischer Wasserkocher) (Ellsäßer&Böhmann 2004).
Besonders gefährdet sind Kinder aus Migrantenfamilien und sozial schwachen Familien. Dies bezieht sich insbesondere auf Unfälle im Straßenverkehr und Verletzungen durch Verbrühen (Ellsäßer 1998, 2000).
Eltern sind über Sicherheitsmaßnahmen wie Wegschließen von Medikamenten zum Teil gut informiert, über das Nutzen eines Herdschutzgitters oder von Fensterriegeln nicht ausreichend.


Schlussfolgerung:

Die Epidemiologie von Kinderunfällen sollte Ausgangspunkt für alters- und umgebungsspezifische sowie produktbezogene Interventionen sein. Unfallprävention bei Kindern sollte auf dem Wissen der Eltern zu Sicherheitsmaßnahmen aufbauen. Mögliche Sprachbarrieren sind zu berücksichtigen. Eine Schlüsselrolle in der Aufklärung junger Eltern haben Kinderärzte, Hebammen und Erzieher.


Literatur

Dr. Gabriele Ellsäßer
Landesgesundheitsamt Brandenburg
Wünsdorfer Platz 3
15838 Wünsdorf
Tel.: 03 37 02 / 71 10 6
E-Mail:Gabriele.Ellsaesser@lga.brandenburg.de