Moderation und Einführung in das Thema
Foliensatz (steht zur Zeit nicht zur Verfügung)
Das Rauchverhalten von Jungen und Mädchen ist in den 90-ziger Jahren von einem zunehmenden Angleichungsprozess gekennzeichnet. Zwar zeigen die Zahlen zum Rauchverhalten in der Gesamtbevölkerung, die das Statistische Bundesamt aus den Angaben des Mikrozensus 2003 ermittelt hat, über die gesamte Lebensspanne betrachtet noch einen deutlich höheren Raucheranteil bei den Männern als bei den Frauen, die Ergebnisse der bundesweiten Repräsentativerhebungen der BZgA zur "Drogenaffinität" weisen aber bereits auf eine andere Entwicklung hin: Die jungen Frauen im Alter von 12- bis 25-Jahren rauchen im gleichen Umfang wie die jungen Männer. Die Zahlen der Drogenaffinitätsstudie aus dem Jahre 2004 zeigen sogar zum ersten Mal für die ostdeutschen Bundesländer einen höheren Prozentanteil rauchender Heranwachsender bei den weiblichen Befragten im Vergleich zu den männlichen Befragten. Während von den weiblichen Jugendlichen im Alter von 12- 17-Jahren in Ostdeutschland 35% rauchen sind es bei den männlichen Jugendlichen in dieser Altersgruppe 32%; im Alter von 18- bis 25-jahren rauchen in Ostdeutschland 51% der Frauen und 49% der Männer.
Die gesundheitlich schädigenden Folgen des Rauchens für Männer und Frauen sind vielfältig. Die Risiken des Rauchens in der Schwangerschaft und die Gefahren des Passivrauchens im Säuglings- und Kleinkindalter verdienen darüber hinaus besondere Beachtung. Raucht die werdende Mutter während der Schwangerschaft, gibt es für das ungeborene Kind kein Entrinnen vor den schädlichen Folgen des Nikotinkonsums. Durch die Versorgung über die Plazenta und die Nabelschnur erreichen Giftstoffe auch das ungeborene Kind. So können zum Beispiel krebserregende Substanzen wie polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe und tabakspezifische Nitrosamine über die Plazenta in den Organismus des ungeborenen Kindes gelangen und die gesundheitliche Entwicklung des Ungeborenen stören.
Die negativen Folgen des Rauchens für die Entwicklung des ungeborenen Kindes sind gravierend, so dass ausreichende Beratung und Unterstützung werdender Mütter zum Rauchverzicht in der Schwangerschaft dringend notwendig sind. Positiv ist zu registrieren, dass viele Raucherinnen zu Beginn der Schwangerschaft motiviert sind, den Zigarettenkonsum einzustellen und nicht mehr rauchen zu wollen. Leider gelingt nicht allen Schwangeren der vollständige Verzicht auf Nikotin. Hier sind insbesondere Gynäkologen und Hebammen gefordert, Beratung zum Rauchverzicht anzubieten. Der regelmäßige Kontakt mit den Gesundheitsberufen im Rahmen der Schwangerenvorsorge bietet eine sehr gute Voraussetzung zur erfolgreichen Nikotinentwöhnungsberatung.
Um alle werdenden Mütter, die rauchen, über die Folgen des Nikotinkonsums für das ungeborene Kind zu informieren und ihnen eine Anleitung zum Rauchverzicht zu geben, hat die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) die Broschüre "Ich bekomme ein Baby - Rauchfrei in der Schwangerschaft" herausgegeben. Die Broschüre gibt praktische Hilfen, wie auf Zigaretten verzichtet werden kann. Dabei richten sich die Informationen nicht nur an die werdende Mutter sondern auch die rauchenden Väter werden in die Verantwortung genommen, ihren Nikotinkonsum zur Verhinderung der Passivrauchbelastung für die Familie aufzugeben.
Zusätzlich zu der Beratungsbroschüre bietet die BZgA für alle interessierten Gynäkologen und Hebammen den "Beratungsleitfaden für die Beratung Schwangerer zum Rauchverzicht" an. Der Leitfaden zeigt Wege und Möglichkeiten auf, wie die Beratung zum Nikotinverzicht in die Schwangerschafsvorsorge integriert werden kann.
Die Beratung zum Rauchverzicht sollte allerdings nicht mit der Geburt des Kindes enden. Eine Vielzahl von Untersuchungen belegt, dass ein hoher Anteil Frauen, die während der Schwangerschaft auf das Rauchen verzichtet haben, nach der Geburt des Kindes wieder mit dem Rauchen beginnen. Dabei wird oft nicht realisiert, dass Säuglinge und kleine Kinder besonders gefährdet sind, durch die Folgen des Passivrauchens gesundheitlichen Schaden zu nehmen. Das liegt zum einen daran, dass sie in ihrer körperlichen Entwicklung bei weitem noch nicht ausgereift und von daher anfälliger für die Giftstoffe des Zigarettenrauchs sind; zum anderen nehmen Kleinkinder in Relation zu ihrem Körpergewicht mehr Atemluft auf als Erwachsene. So nehmen sie im Verhältnis zu ihrem Körpergewicht auch deutlich mehr giftige Substanzen auf. Als Folge atmen Kinder in einem verqualmten Raum pro Stunde so viele Giftstoffe ein, als ob sie selbst eine Zigarette rauchen würden.
Damit Eltern von Kleinkindern besser über die Folgen des Passivrauchens informiert werden, hat die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung das Faltblatt "Ihr Kind raucht mit . - Was Sie über Passivrauchen wissen sollten" herausgegeben. Kurz gefasst werden die Konsequenzen, die das Mitrauchen für die Kinder hat, dargestellt und Tipps zum Schutz vor Passivrauchen vermittelt. Darüber hinaus sind aber Maßnahmen nötig, die sich insbesondere auf die Rückfallprophylaxe in das "alte" Rauchverhalten nach der Entbindung konzentrieren, damit Säuglinge und Kleinkinder von Beginn an möglichst in einer "rauchfreien" Umgebung aufwachsen.
Dass Maßnahmen zur Reduzierung des Rauchens in der Schwangerschaft und Intervention zur Rückfallprophylaxe in das Rauchen nach der Geburt des Kindes erfolgreich durchgeführt werden können, zeigt das Beispiel Schweden. Zahlen aus dem nationalen Schwedischen Geburtenregister, das auch Angaben zum Rauchverhalten unter den Schwangeren in der 10.- 12. Schwangerschaftswoche enthält, zeigen deutlich, dass durch Einführung des Programms "rauchfreie Schwangerschaft" der Anteil der Raucherinnen unter den Schwangeren von 31% im Jahre 1983 auf 12% im Jahr 2000 gesenkt werden konnte.
Dr. Elisabeth Pott
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
Ostmerheimer Straße 220
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Tel.: 02 21 / 89 92 0